Allein mit dem Rad durch den Iran

Allein mit dem Rad durch den Iran

pirn2Unsicher, aber eben von Abenteuerlust und Neugierde gepackt, entschied sich die Heidelbergerin Heike Pirngruber für eine ungewöhnliche Reise: Den Iran ganz allein mit dem Fahrrad zu erkunden. So machte sie sich voller Nervosität und Aufregung auf in den Orient. Anfangs hatte sie Angst. Die Reise erschien ihr auf einmal zu riskant. Geprägt von ihrer Türkeireise, mit der sie negative Erfahrungen gemacht hatte, war sie nun plötzlich unsicher, ob auch alles gut gehe. Was, wenn etwas passiert? Als Frau alleine unterwegs?

Doch es kam ganz anders. Schon an der Grenze wurde sie mehr als freundlich empfangen und spürte den ersten Hauch der iranischen Gastfreundlichkeit. Man begrüßte sie herzlich, versprach ihr eine tolle Zeit, lud sie ein. Sie verbrachte einige Tage mit einem in ihren Worten „liebenswürdigen Volk.“ Immer wieder sprachen ihr die verschiedenste Leute ein „Welcome to Iran“ zu.

Es ergab sich eine überaus spannende Entdeckungstour.

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Yazd: „Wie aus dem Märchenbuch“

Große Eindrücke vermittelte beispielsweise die Stadt Esfahan, in der es faszinierende Moscheen zu sehen gab. Hier traf Pirngruber auf eine besondere Gastgeberfamilie, die sie nur so mit Höflichkeit überhäufte und ihr ein Gefühl von Sicherheit vermittelte. Ein weiterer Ort, den sie mit dem Rad besuchte, war die Wüstenstadt Yazd, die sie als „eine Stadt wie aus dem Märchenbuch“ beschreibt.

Umgeben von kleinen Gassen mit Lehmhäusern und wunderschönen Moscheen sowie herzlichen und einladenden Menschen, vermittelte Yazd einen absoluten Wohlfühlcharakter. Der Großteil der iranischen Bevölkerung sei zudem sehr gläubig und übe religiöse Rituale in den Moscheen aus.

Immer wieder betont Pirngruber das Zugehörigkeitsgefühl, das das iranische Volk ihr vermittelt hat. So sei es auch ihr als Frau gewährt worden, die Moscheen zu betreten. Gerade die Tatsache, dass sie sich als Frau alleine in den Iran mit dem Rad begab, sorgte bei der iranischen Bevölkerung für Bewunderung und Staunen.

Heitere, selbstbewusste Frauen

Diese Freiheit, die sie besaß, war den iranischen Frauen fremd. Ihnen ist es nicht gestattet, mit dem Rad zu fahren, geschweige denn das Land alleine zu bereisen. Pirngruber hatte viel Zeit, diese Frauen näher kennen zu lernen – und auch wenn sie sich unterordnen und eine gewisse Frauenrolle zugeschrieben bekommen, vermittelten sie kein Gefühl von Leid. Sie wirkten heiter und selbstbewusst und schienen ein glückliches und zufriedenes Leben zu führen.

Während ihrer Reise lernte sie viele Menschen kennen, die ihr größtenteils als sehr gebildet erschienen und zu denen sie sehr oft nach Hause eingeladen worden war. Dort hatte sie jederzeit die Möglichkeit zu übernachten. Schlafplätze fand sie auch in Moscheen oder Pilgerunterkünften. Sie schlief dann zusammen mit anderen Familienmitgliedern auf dem Boden im Gemeinschaftsraum.

Beim iranischen Essen gefiel Pirngruber besonders die Atmosphäre während der Mahlzeiten. Gespeist wird auf dem Boden, auf dem eine große Tischdecke platziert ist. Sehr viele Menschen sitzen dann zusammen und unterhalten sich – man ist mittendrin und hat das Gefühl, ganz zu dieser riesigen Familie zu gehören.

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Liebevolle Aufnahme

Mit dem Ziel, der iranischen Kultur näher zu kommen und die Vorurteile, die in den westlichen Regionen über dieses Land herrschen, aus dem Weg zu räumen, trat Heike Pirngruber diese Reise an. Welches Bild hat sie nun am Ende dieser spannenden und abenteuerlustigen Tour durch das ehemalige Persien?

Anders als bei ihrer Reise in der Türkei, bei der sie bedroht und verfolgt wurde, nahm das iranische Volk sie herzlich und liebevoll auf. Immer wieder erzählt sie von freundlichen Gastgeberfamilien, die sie schon fast wie einen Promi behandelten. Auch die Männer pflegten einen respektvollen Umgang mit ihr.

Eingeschränkt war sie nur in dem Maße, dass es eine Kleiderordnung gab, der sie sich anpassen musste. So war es Pflicht, ein Kopftuch zu tragen und langärmlige Kleidung, die alle Körperstellen bedeckte. Doch auch dieses Erlebnis sei eine Erfahrung für sie gewesen, sagt sie.

Am Ende war die Reise für Pirngruber eine große Bereicherung, die ihr die Chance gab, tief in das Leben und die Kultur dieses wunderschönen Landes hineinzublicken. Sie hat Ihre Reise nach Iran unter anderem in Ihrem Blog beschrieben. Dort finden sich auch einige Bilder der Tour.

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Zur Person Heike Pirngruber

Die Reiseliebhaberin wurde 1972 in Heidelberg am Neckar geboren. Ihre Leidenschaft für das Reisen begann schon ab ihrem 6. Lebensjahr. Schon damals hatte sie den Traum, die Welt zu entdecken und alles Mögliche kennen zu lernen. Als erstes stand dabei Australien auf der Liste, das sie schon mit 18 Jahren ansteuerte. Bislang hatte Pirngruber die Möglichkeit, bereits 80 Länder zu erkunden – und noch immer ist sie voller Neugierde, neue Kulturen und Landschaften kennenzulernen.

Neben der Reiselust begeistert sie sich auch für den Sport. Ob Handball, Tennis, Judo, Klettern oder Radreisen – sie liebt die verschiedensten Aktivitäten. Außerdem mag sie die Natur und die Freiheit, Stille und Frieden und das neue Unbekannte.

Seit Mai 2013 ist sie nun mit dem Rad auf Weltreise und brach dabei u.a. nach Taiwan, China, Türkei, Armenien und in den Iran auf. Ihre Reisen lassen sich am besten in ihrem Blog verfolgen.

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Haben Sie schon unseren Artikel über weitere Frauen gelesen, die den Iran allein erkundet haben?