Frauen auf Reisen im Orient

Frauen auf Reisen im Orient
Gertrude Bell und Annemarie Schwarzenbach

Gertrude Bell und Annemarie Schwarzenbach

Eine Frau allein auf der Reise durch die Wüsten Vorderasiens? Das scheint vielen heute noch viel zu gefährlich und zu anstrengend. Doch dass nicht nur Männer, sondern auch Frauen sich ganz allein und voller Mut auf eine Reise in den Orient begeben können, lässt sich schon im 19. und 20. Jahrhundert nachweisen. Und schon vor einigen Monaten hatten wir ganz aktuell über Helena Henneken berichtet, die den Iran ebenfalls allein bereist hatte.

Annemarie Schwarzenbach

Eine sehr interessante Persönlichkeit stellt in dem Zusammenhang die Schweizer Journalistin Annemarie Schwarzenbach darf. Schwarzenbach wurde 1908 in Zürich geboren und stammt aus einer reichen Zürcher Industriellenfamilie. Schon während ihrer Studienzeit veröffentlicht sie erste journalistische und literarische Texte. Zudem steht sie in engem Kontakt mit Klaus und Erika Mann, der Tochter des Schriftstellers Thomas Mann.

Im Herbst 1933 startet ihre erste journalistische Reise für mehrere Monate in den Nahen Osten und nach Persien. Die Reise tritt sie vor allem aufgrund des Aufkommens des „Dritten Reichs“ und der Bekennung zum Nationalsozialismus ihrer Mutter an – aber auch, weil sie unglücklich in Erika Mann verliebt war. Schwarzenbach reist insgesamt viermal nach Persien, bricht aber auch nach Afghanistan, Afrika, Türkei und Amerika auf.

In dieser Zeit beginnt auch ihre Morphin-Sucht, von der sie nie richtig wegkam. 1935 heiratet sie den ebenfalls homosexuellen Diplomaten Clauche Achille Clarac, wird aber nie richtig glücklich. In Persien schreibt sie u.a. den Roman „Tod in Persien“, in dem sie beschreibt, dass kein anderes Land eine solche Anziehungskraft auf sie ausübt. So sagt sie, dass sie auf alle erdenklichen Arten versucht hat, in Persien zu leben, es ihr aber nie richtig gelungen sei. Der Roman stellt gleichzeitig Tagebuch, Erzählung und Reisebericht dar und gibt Einblicke in ihr persönliches Empfinden, ihre lesbische Orientierung und das Leben in diesem fernen Land.

Bücher von und über Annemarie Schwarzenbach

Gertrude Bell

Eine weitere beeindruckende Persönlichkeit findet sich in Gertrude Bell. Gertrude Margaret Lowthian Bell, ebenfalls eine Schriftstellerin und Forschungsreisende, wurde 1868 in Washington Hall im Nordosten Englands geboren. Auch sie stammt aus einer renommierten Industriellenfamilie und wächst in England auf. Als erste Frau beendet sie 1888 das Studium der Zeitgeschichte mit der höchsten Auszeichnung an der Universität in Oxford, bekommt jedoch aufgrund ihres Geschlechts keinen akademischen Grad verliehen.

Ab 1892 lernt sie die persische Sprache und reist ein Jahr später zusammen mit ihrer Stieftante Mary Lascelles erstmals nach Teheran. Dort verbringt sie sechs Monate und begeistert sich vor allem für die Gastfreundschaft und Landschaft. Ihre Erlebnisse im Nahen Osten beschreibt sie in dem Buch „Persian Pictures“ und übersetzt auch Gedichte des persischen Dichters Hafiz.

In Teheran verliebt Bell sich in den britischen Diplomaten Henry Cadogan. Als die beiden heiraten wollen, verweigern ihr allerdings ihre Eltern die Erlaubnis zur Ehe. Als Bell wieder in Großbritannien ist, erfährt sie vom Tod ihres Geliebten. Die Trauer um ihre Liebe ist in den kommenden Jahren immer wieder ein Grund für ihre Reisen. So verbringt sie viel Zeit in Deutschland, Italien oder auch Japan.

1899 kehrt sie erneut nach Teheran zurück und begibt sich allein in Regionen, die zuvor nur von Männern erkundet wurden. Sie reist u.a. nach Damaskus und Palmyra und sucht ohne Angst und Scheu stetig Kontakt zu Scheichs und Stammesführern. Außerdem beherrscht sie die arabische Sprache nahezu perfekt.

Gertrude Bell spielt ebenfalls eine bedeutende Rolle für den Nahen Osten, da sie die südliche Grenze des Iraks nach dem ersten Weltkrieg festlegte. Hierfür wird sie auch als „Mutter des Irak“ bezeichnet. Auch sie hält ihre Erfahrungen in Romanen fest und in „Miniaturen aus dem Morgenland: Reiseerinnerungen aus Persien und dem Osmanischen Reich 1892“ schreibt sie über ihre erste Begegnung mit dem Nahen Osten und ihre Ausflüge nach Teheran, zum Großen Basar etc., aber auch ihre Erlebnisse mit den Einheimischen werden dokumentiert. Der Leser erfährt hier ihre Eindrücke dieser für sie „neuen Welt“.

Bücher von und über Gertrude Bell

Es gibt eine Verfilmung des Lebens der Gertrude Bell  – und zwar den Spielfilm „Queen of the Desert“. Die Figur der Gertrude Bell wird gespielt von Nicole Kidman.

Http://www.moviepilot.de/movies/queen-of-the-desert

https://www.youtube.com/watch?v=8sQf0EEcxqk

 

Helena Henneken

Helena Henneken ist allein zwei Monate lang durch den Iran gereist. Die Kommunikationsberaterin bereitete sich akribisch auf die Reise vor, doch sie wurde trotzdem auch überrascht – von der Freundlichkeit der Menschen und den Freiheiten, die sie sich nehmen. Hier finden Sie mehr über Helena Henneken.

Hier bekommen Sie Ihr Buch „They would rock“.

 

Heike Pirngruber

Die Heidelbergerin Heike Pirngruber bereiste den Iran 2014 – allein auf dem Rad. Ihre Erfahrungen hat sie in einem interessanten Blog zusammengefasst. Mehr über Heike Pirngruber finden Sie hier.

 

Interessante Videoreihe

Interessant ist auch eine Videoreihe des schweizerischen Fernsehens aus dem Jahr 2009 mit 6 Teilen. In dieser Dokumentation wird die lange Reise von Istanbul nach Teheran aus dem Blickwinkel dreier Frauen beleuchtet.

Transasia Express – Drei Frauen unterwegs nach Teheran

Teil1: https://www.youtube.com/watch?v=mwWmf0bJzuM

Teil 2: https://www.youtube.com/watch?v=8A0zG-9wM9c

Teil 3: https://www.youtube.com/watch?v=Qe2X4Qq9rmM

Teil 4: https://www.youtube.com/watch?v=HS5DZ0LWrlw

Teil 5: https://www.youtube.com/watch?v=Qe2X4Qq9rmM

Teil 6: https://www.youtube.com/watch?v=qTeO2JAITS4