Ausstellung in Frankfurt

Ausstellung in Frankfurt

Eine Ausstellung im Frankfurter Goethe-Museum widmet sich Goethes „West-östlichem Divan“ – und schafft mit einem runden Rahmenprogramm gleichzeitig auch in der Gegenwart Berührungspunkte zwischen den Kulturen.

Im Sommer 2014 jähren sich zum 200. Mal zwei Ereignisse, die Goethes lyrisches Alterswerk, den „West-östlichen Divan“, inspirierten und prägten: seine Begegnung mit der Poesie des persischen Dichters Hafis und diejenige mit einer jungen Frau, der österreichischen Sängerin, Tänzerin und Schauspielerin Marianne Jung, die im Sommer 1814 den Frankfurter Bankier J.J. Willemer heiratete.

Zusammenspiel von Leben, Liebe und Dichtung

Das Freie Deutsche Hochstift/Frankfurter Goethe-Museum nimmt das doppelte Jubiläum zum Anlass, im Rahmen der diesjährigen Goethe-Festwoche zum Thema „Goethes Eros“ eine Ausstellung zu zeigen, die dem Zusammenspiel von Leben, Liebe und Dichtung gewidmet ist.

Als Goethe im Frühjahr 1814 von seinem Verleger Cotta die erste Gesamtübersetzung des mehr als vierhundert Jahre vor ihm lebenden persischen Lyrikers Hafis geschenkt bekam, sollte dies seinem Leben und Dichten ganz neue Wege weisen. Vom islamischen Orient fasziniert und von Hafis‘ Dichtungen zu neuem Schaffen angeregt, trifft er im Sommer desselben Jahres, als er erstmals nach 17 Jahren wieder an den Main reiste, bei seinem alten Bekannten Willemer auf die junge Marianne Jung.

Poetischer Liebesdialog im „Buch Suleika“

Zwischen dem 65-jährigen Dichter und der vielbegabten Marianne entwickelt sich ein leidenschaftliches west-östliches Rollenspiel, ein orientalisierender Liebesdialog zwischen Goethe/Hatem und Marianne/Suleika, das nach dem letzten Zusammensein im Herbst 1815 in Briefen fortgesetzt wird.

Höhepunkt des im orientalischen Modus angelegten Maskenspiels ist ohne Zweifel der poetische Liebesdialog im „Buch Suleika“ des „West-östlichen Divan“, von dem sich erst später herausstellen wird, dass es sich um einen „wirklichen“ Dialog handelt: Einige der schönsten Liebesgedichte stammen aus der Feder Marianne von Willemers, und Goethe fügt sie bei seinem Versuch, Leben in Poesie zu verwandeln, in den Zyklus ein.

Nie gezeigte Dokumente

Den wie ein persischer Teppich kunstvoll geknüpften „Divan“ zeigt die Ausstellung im Spiegel von Handschriften und gegenseitigen Geschenken Mariannes und Goethes. Den Nachfahren der Familie Willemer ist es zu danken, dass darunter eine Vielzahl von nie öffentlich gezeigten Dokumenten, persönlichen Gegenständen und Porträts aus Privatbesitz zu sehen sind.

In fünf Abteilungen widmet sich die Ausstellung den biographischen und literarischen Vorgeschichten sowie der Verwandlung des Erlebten in ein neues dichterisches Werk. Im Zentrum steht beider Begegnung selbst.

Das reichhaltige Begleitprogramm bietet Lesungen, Seminare, Workshops und Diskussionsrunden. Nicht zuletzt verstehen sich Ausstellung und Begleitprogramm als Beitrag zur Förderung einer multikulturellen Verständigung.

Goethe als interkultureller Beobachter

Goethe, der sich bereits als 16-Jähriger mit orientalischer Dichtung beschäftigt hatte und diese Faszination für arabische und persische Schriften ein Leben lang beibehielt, erweist sich als interkultureller Beobachter seiner Zeit – und als Vorbild.

Begleitend zur Ausstellung erscheint ein ca. 180 Seiten starker Katalog mit Beiträgen von Hendrik Birus, Anne Bohnenkamp, Christoph Perels, Andrea Polaschegg, Joachim Seng sowie Hartmut Bobzin, Anke Bosse, Johann Christoph Bürgel, Klaus Reichert u.a.

Die Ausstellung läuft von 19. September bis zum 23. November 2014 im Frankfurter Goethe-Museum. Der Besuch der Ausstellung ist im Eintritt für das Museum inbegriffen.

Es finden zahlreiche Rahmenveranstaltungen statt.

Die Termine rund um die Ausstellung finden Sie auch in unserem Veranstaltungskalender.